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Kabarettistische Reise durch die Geschichte der Region: “2000 Jahre Eifel – Die Jubiläumsrevue”

Region: Vorsicht Kabarett, wird jeder Premierenbesucher schmunzelnd sagen, der das neue Programm von Achim Konejung und Hubert vom Venn im Nideggener Atelierhaus von Muna Götze live miterleben konnte. Genial wieder einmal die Interaktion der beiden Entertainer. Im vierten, gemeinsamen Programm „2000 Jahre Eifel – Die Jubiläumsrevue“ sind die Rollen zwischenzeitlich zementiert: Achim Konejung als zugezogener „ewiger Imi“ in der Eifel. Konterpart des stimmgewaltigen Großstädters: das quirlige Eifeler Urgestein Hubert vom Venn. Seit Generationen hier fest verwurzelt. Auch im neuen Programm spielt das Duo virtuos auf dieser Klaviatur der Vorurteile. Zieht Politik, Vereinsleben und die Geschichte der Region gnadenlos durch den Kakao. Das Geniale und gleichzeitig Fatale daran: Jeder dieser Seitenhiebe lässt sich belegen. Und manchmal muss man die Geschichte nicht bis zur Römerzeit zurückblättern…
Ob Braunkohleabbau, Brexit oder „Eifel-Berlusconis“ – Konejung und vom Venn nehmen jedes (Tabu-)Thema in die Mangel, häckseln es in einem mörderischen Tempo durch und präsentieren es ihrem Publikum als – vermeintlich – leichte Kost. Aber weit gefehlt: Auch das neue „Jubiläumsprogramm“ strotzt vor Fallstricken, Seitenhieben und Anspielungen. Mit hanebüchener Leichtigkeit und grandiosem Geschichtswissen präsentieren Achim Konejung und Hubert vom Venn in 90 Minuten einen „Parforceritt“ durch 2.000 Jahre Eifel.
Auslöser für diese Jubiläums-Revue ist der Fund einer historischen Tonscheibe, die ein Vulkan in Rockeskyll „ausgespuckt“ hat und die gesamte Region in helle Aufregung versetzt. Endlich lässt sich die Erfindung der Eifel genau datieren – auf den 5. März des Jahres 17. Natürlich soll diese Sensation mit einem gigantischen „Brilliant“-Fest gefeiert werden. „So etwas noch nie Dagewesenes wie Ritterspiele“ oder ein eigens komponiertes Musical, in dem die Nibelungen-Sage in grandioser Neubesetzung – mit Andrea Berg und Helene Fischer als Kriemhild und Brunhild – auf die Bühne kommt. Doch schon bei der Vorplanung scheppert es gewaltig hinter den Kulissen. Dabei ist die Frage, wie das Wort „Brillant“ geschrieben wird, noch das kleinste Problem. Um in die Story einzuführen, kündigt Konejung mit näselnder Stimme als Moderator von „Radio Vulkaneifel“ eine „Lifeschalte“ ins Kreishaus an, wo ein desorientierter Landrat sich um Kopf und Kragen redet.
Tastenstark besingt Konejung – 1990 mit dem deutschen Kleinkunstpreis ausgezeichnet – kurz darauf die „Eifel-Berlusconis“. Verhaltensauffällige Jungs, denen bereits in ihrer Schulzeit fiese Intrigen Spaß machten. Egal, ob Mitschüler oder Lehrer: „Er drohte ihnen damit, ich geh’ in die Politik!“ Selbst wenn solche „Strippenzieher“ irgendwann, nachdem sie auf jeder Welle nach oben gesurft sind, über ihre eigenen Skandale stolpern, kein Problem: Dann wird man eben Aufsichtsrat…
Als LEADER-Region Eifel wollen die Festival-Organisatoren natürlich jeden Vorteil für sich nutzen. Klar, dass deshalb auch die Hermann-Schlacht hier stattgefunden haben muss. Für Hubert vom Venn ist die Indizienkette eindeutig. Wer kenne es nicht, das Lied „Als die Römer frech geworden“, argumentiert er. Und wie lautet der Refrain? „Sim-se-rim-sim-sim-sim-sim,“ komplettiert das Publikum. Richtig, bestätigt der Kabarettist. Damit sei doch eindeutig belegt, dass diese historische Schlacht in Simmerath stattgefunden habe und präsentiert eine kleine, silberne Hermann-Statuette mit aufgerecktem Schwert. Für nachhaltige Zweifler hat er gleich das nächste Argument parat: „Schauen Sie einfach mal ins Simmerather Telefonbuch. „Hier wimmelt es von Hermanns. Und wie heißt der Bürgermeister“, lautet seine Schlussfolgerung. Alles klar?
Die Römer kamen mit der Wasserleitung und die Preußen mit der Fichte in die Eifel. Und so agiert Hubert vom Venn zum Vergnügen des Publikums mal mit römischem Lorbeerkranz, dann mit preußischer Pickelhaube – köstlich kommentiert von Konejung, der weiterhin schmollt, dass er immer noch nicht als Eifeler anerkannt wird. Verschwörerisch wispernd präsentiert „der Fremde“ den eigens komponierten Schmuggler-Song. Wurde nach dem Zweiten Weltkrieg Kaffee über die grüne Grenze geschleust, war es später Kokain und dann Schwarzgeld aus Luxemburg. „Die Nacht ist ihr Freund, der Zöllner ihr Feind!“. Obwohl Kaiser, Könige und Despoten in der Eifel oft ihr Unwesen trieben, haucht Konejung mit zartem Schmelz in der Stimme abschließend eine Liebeserklärung ins Mikrofon: „Die Eifel ist immer ‘el dorado’ und tief in Deinem Herzen drin.“
Das kongeniale Duo kokettiert mit geschichtlichen Fakten, Songs und genialen Fakes mal wieder so gekonnt, dass einige Pointen des kabarettistischen Feuerwerks noch lange nachleuchten. Am 29. Oktober zeigen die beiden ihr neues Programm übrigens im Heimbacher Haus des Gastes, Über Rur, das zwei Tage später für immer seine Pforten schließt: „Der letzte macht dann das Licht aus“, kommentierte Hubert vom Venn das endgültige Aus ihrer vertrauten Spielstätte.